Was ist Neeva?
Gegründet wurde Neeva von den zwei Ex-Google-Mitarbeitern Sridhar Ramaswamy (ehemals Senior Vice President of Ads) und Vivek Raghunathan (ehemals Vice President of Monetization). Ihr Ziel war es, eine neue Suchmaschine auf den Markt zu bringen, die mit Google mithalten kann, aber die User nicht durchleuchtet. Der neue Suchdienst verspricht mehr Privatsphäre und keine Werbeanzeigen. Deswegen kommt Neeva ganz ohne Anzeigen, Affiliate-Links und Werbung aus. Sridhar Ramaswamy äußerte sich hierzu wie folgt:
“Neeva wurde unter der Prämisse entwickelt, dass sich die Suche auf den Verbraucher konzentrieren sollte, und zwar nur auf den Verbraucher, nicht auf die Werbetreibenden.”
Außerdem fokussiert sich Neeva im Gegensatz zu Google mehr auf Community-Seiten, wie beispielsweise Twitter oder Reddit. Hierfür hat das Unternehmen extra in eine passende Schnittstelle investiert.
So finanziert sich Neeva
Eine der Haupteinnahmequellen von Google ist die Werbung. Webseitenbetreiber können über Google Ads kostenpflichtige Anzeigen schalten, die dann ganz oben in der Suche dargestellt werden. Da Neeva auf Werbung verzichtet, muss sich das Unternehmen anders finanzieren. Daher bietet der Suchdienst ein Premium-Abo an für umgerechnet etwa fünf Euro pro Monat. Dieses ist aktuell noch nicht überall in Europa verfügbar. Mit dem Abo erhalten User einen Premium-Passwortmanager und einen VPN-Dienst. Außerdem sind Live-Q&As mit der Geschäftsführung sowie der frühzeitige Zugang zu neuen Funktionen im Abo-Paket enthalten.
Features von Neeva – so funktioniert die neue Suchmaschine
Neeva bietet für registrierte User eine Funktion, die Google vor Jahren aufgegeben hat, nämlich das private Dashboard. Dieses erscheint als Startpunkt bei der Suche. Auf dem Dashboard wird beispielsweise das Wetter oder der individuelle Feed angezeigt. Im Feed werden die neuesten Nachrichten der ausgewählten Webseiten angezeigt. Diese Funktion erinnert an Google Discover.
Bei Neeva haben die User die Möglichkeit, ihre News-Quellen und Einzelhändler zu priorisieren. Diese Ergebnisse werden dann bevorzugt angezeigt.
Zudem kann auch angegeben werden, von welchen Webseiten man keine Inhalte sehen möchte. Dies lässt sich direkt auf der Suchergebnisseite einstellen, indem auf den Pfeil neben der Website geklickt wird.
Suchergebnisse lassen sich direkt in der Suche als Lesezeichen speichern. Die Seiten können anschließend gesichtet werden.
Neeva bietet neben dem Suchdienst auch eine Browser-Extension, die einen eingebauten Tracker-Blocker enthält und somit eine anonyme Suche ermöglicht.
Darüber hinaus ermöglicht es Neeva, auf persönlich genutzte Apps wie E-Mail, Dropbox oder Slack zuzugreifen und erlaubt, eine private Suche in eigenen Dokumenten.
Mit Neeva lässt sich auch von unterwegs aus suchen. Die Suchmaschine hat eine eigene App, die sich auf jedem Smartphone installieren lässt. In der App ist zudem ein Tracking-Blocker integriert, der ein Nachverfolgen durch Werbeanbieter verhindert.
Neeva nutzt einen eigenen Index
Anders als andere kleinere Suchmaschinen greift Neeva nicht auf den Suchindex von Google oder Bing zu. Die Suchmaschine verfügt über einen eigenen Suchindex von Milliarden von Webseiten. Zum Vergleich: Google gab bereits 2008 bekannt, eine Billion URLs indexiert zu haben.
Präferiert werden Seiten, die für hochwertige Inhalte bekannt sind. Außerdem spielen Community-Plattformen wie Reddit oder Twitter eine größere Rolle und sollen öfter in der Suche ausgespielt werden, als dies bei Google der Fall ist. Zum Beispiels in Form von sogenannten „Quick Links“. Hierbei handelt es sich um Erwähnungen aus Foren, die sich auf die Suchanfrage beziehen.
Qualitätsrichtlinien bei Neeva
Auch Neeva hat eine eigene Quality-Guideline erstellt, die zeigt, wie die Suchmaschine die Webseiten bewertet.
Suchanfragen
Zunächst werden in der Guideline die verschiedenen Suchanfragentypen vorgestellt, die sich von Google unterscheiden. Diese sind wie folgt:
How to: Der User sucht nach einer Anleitung, um eine Aufgabe zu erledigen.
Error/troubleshooting: Irgendwas ist schief gelaufen, der User sucht nach einer Lösung.
Educational/learning: Wer, was, wo, wann, warum
Product seeking/comparison: User suchen nach neuen Produkten oder vergleichen Produkte.
Navigational: User suchen nach Informationen zu einer Person oder einer Entität.
Ambiguous: Es ist unklar, wonach der User sucht.
Qualitätsfaktoren
Neeva unterteilt die Seiten in drei verschiedene Qualitätsstufen: niedrig, mittel und hoch. Die Nutzung von Werbung, das Alter der Domain und das Format sind kritische Elemente. Seiten werden wie folgt eingestuft:
Niedrige Qualität:
- Nicht aufrufbare Seiten
- URLs ohne gesicherten Übergabeprotokoll
- Seiten mit pornografischen Inhalten
- Seiten in anderen Sprachen
- Seiten, die sich hinter eine Paywall befinden
- Duplikate (sog. Duplicate Content)
Mittlere Qualität:
- Mehr als 3 Werbeanzeigen beim Scrollen / ein großer Werbebanner / Interstitials / Videowerbungen
- Seite ist älter als 5 Jahre
- Seite lädt langsam
- Formatierung der Seite macht es schwer, diese zu lesen
- Seiten hinter einem Login
- Fragen-Seiten ohne Antworten (z. B. gutefrage.net)
Hohe Qualität:
- Erfüllt das Alterskriterium (> 5 Jahre)
- Erfüllt das Werbeanzeigen-Kriterium (< 3 Werbeanzeigen)
- Hat eine gute Formatierung
Wir haben Neeva getestet: Das ist uns aufgefallen
Lokale Suche
Die lokale Suche scheint noch nicht so ausgebaut worden zu sein. Zum einen erhält man bei der Suche nach impliziten lokalen Suchanfragen (wie z. B. „kino“ oder „rechtsanwalt“) keine lokalen Ergebnisse. Bei Google wird hier üblicherweise ein Local Pack (Kartenausschnitt mit drei Ergebnissen) ausgespielt. Auch die Suchergebnisse unterhalb des Local Packs haben in der Regel einen lokalen Bezug.
SERPS
Bei den Meta-Angaben unterscheiden sich die beiden Suchmaschinen auch etwas voneinander. Neeva scheint nicht so viele HTML-Sonderzeichen anzuzeigen wie Google. Außerdem scheint es keine Rich Snippets zu geben. Bei Rich Snippets handelt es sich um zusätzliche Elemente, die bei einem Suchergebnis angezeigt werden, wie beispielsweise FAQs oder Bewertungssternchen. Ob dies bewusst nicht möglich ist oder ob Neeva technisch noch nicht so weit ist, lässt sich noch nicht sagen.
Featured Snippets hingegen werden ausgespielt. Zum Beispiel eine Anleitung. Allerdings scheint das Portfolio an Featured Snippets noch nicht so groß zu sein.
Suchoperatoren & Filter
In Neeva können auch Suchoperatoren genutzt werden. Mit Hilfe dieser lässt sich eine Sucheingabe spezifizieren. Beispielsweise kann mit dem Suchoperator „site:at“ nur noch österreichischen Seiten, also Seiten mit der Domain-Endung „.at“, gesucht werden.
Bei den Filtern bietet Neeva weniger Möglichkeiten. User können nur nach dem Zeitraum filtern oder einstellen, ob auch jugendfreie Inhalte angezeigt werden dürfen.
Fazit zu Neeva & Wichtigkeit von SEO
Hat die durch Abonnements finanzierte Suchmaschine eine Chance sich durchzusetzen? Dies wird sich zeigen. Es wird sicherlich schwer sein, User davon zu überzeugen, Geld für den Suchdienst auszugeben. Insbesondere in der aktuellen Zeit versuchen die Menschen zu sparen, vor allem in Bezug auf digitale Angebote.
Google Konkurrenz machen wird Neeva vermutlich nicht. Andere Suchmaschinen wie Qwant, DuckDuckGo oder Metager, die auch sehr datenschutzfreundlich sind, haben es bisher auch nicht schaffen können. Dennoch bietet die Suchmaschine mit ihrem eigenen Index sehr gute Ergebnisse und stellt eine legitime Alternative für Google dar. Insbesondere für Personen, denen Datenschutz wichtig ist.
Da die Suchmaschine keine Werbeanzeigen ausspielt, bestehen die Suchergebnisseiten von Neeva nur aus organischen Suchergebnissen. Die Suchmaschinenoptimierung (Search Engine Optimization, SEO) hat daher einen noch höheren Stellenwert als SEO bei Google. Webseitenbetreiber und Unternehmen, die sich bisher auf Werbeanzeigen verlassen haben, werden über Neeva kaum User generieren. Sollte sich Neeva durchsetzen, würden ihnen eine Menge potenzielle Nutzer und damit in den meisten Fällen wohl auch Kundinnen und Kunden entgehen. Daher sollten insbesondere Unternehmen, die sich bisher nur auf SEA (Werbeanzeigen) konzentriert haben, die Entwicklung von Neeva genau im Auge behalten und gegebenenfalls rechtzeitig per SEO nachsteuern.
Dass man mit Abonnements als Finanzierungsmodell erfolgreich sein kann, haben The New York Times und Spotify vorgemacht. Beide generieren über Abonnements mehr Umsatz als über Werbung. Es bleibt abzuwarten, wie sich der neue Suchdienst in Zukunft schlägt.